Mit Moritz Haegi, Konfliktforscher und Rapper
Moderation: Heinz Looser, Stiftung SP Bildung
SP Zürich, Gartenhofstrasse 15, 8004 Zürich
Moritz Haegi forscht seit mehreren Jahren zum israelischen Siedlerkolonialismus in Palästina. Im Rahmen seines Doktorats in Nahoststudien an der Universität Basel verbrachte er 2024 ein Jahr im besetzten Westjordanland, um zu untersuchen, wie sich die israelische Besatzung auf die Lebensrealitäten der palästinensischen Bevölkerung auswirkt. Zu diesem Zweck lebte und forschte er jeweils mehrere Monate in verschiedenen palästinensischen Gemeinschaften: in Masafer Yatta, im Ayda-Flüchtlingslager in Bethlehem und in Al-Eizariya (Bethanien).
Haegi untersuchte verschiedene (siedler-)koloniale Methoden, die Israel im Westjordanland anwendet. In städtischen Gebieten wie Al-Eizariya und Bethlehem gibt es praktisch keine israelischen Siedlungen, weshalb es zu weniger direkter Siedlergewalt kommt. Die Menschen können sich dort allerdings nur eingeschränkt bewegen, was gemäss Haegi dem „klassischen Kolonialismus“ entspricht: Die Hierarchie zwischen den Kolonisierten und den Kolonisierenden wird so lange wie möglich beibehalten. In ländlichen Gebieten wie Masafer Yatta kommt es zu deutlich mehr Siedlergewalt, und ganze Dorfgemeinschaften werden vertrieben. Hier spricht Haegi von „siedlerkolonialen“ Methoden, wo es darum geht, die einheimische Bevölkerung zu vertreiben, damit die Siedler*innen dort ungestört leben können.
Im Rahmen seines Inputs bei SP-Bildung wird Haegi zudem über den Sinn des siedlerkolonialen Framings in Bezug auf Palästina-Israel sowie über dessen Verhältnis zu weiteren geschichtlichen Narrativen sprechen. Dabei soll den Teilnehmenden ein mehrperspektivisches Verständnis auf Palästina-Israel vermittelt werden, das sowohl die (siedler-)kolonialen Dynamiken als auch die europäische Geschichte von Antisemitismus und Nationalismus einbezieht. So soll der Input auch dazu beitragen, dass die SP ihre Positionen zu Palästina-Israel differenzierter, historisch fundierter und solidarisch mit allen betroffenen Menschen weiterentwickeln kann.
Preis:
Eintritt frei, Kollekte